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[Rezension] The Secret of Secrets – Dan Brown

Dass der neue Roman von Dan Brown erscheint, habe ich ganz zufällig erfahren. Nach acht Jahren Funkstille hatte ich den Autor gar nicht mehr auf dem Schirm. Umso größer war die Freude, denn seine Bücher garantieren spannende, lehrreiche und atmosphärische Lesestunden. Sie entführen in eine Welt voller Geschichte, Symbole und Geheimnisse. In dieser besonderen Atmosphäre taucht man völlig ein, fühlt sich als Teil der Geschichte und erlebt Abenteuer, die paradoxerweise gleichzeitig zum Denken anregen als auch entspannen. Man folgt nur allzu gern Robert Langdon, dem sympathischen Symbolforscher und Professor an der Harvard Universität.

Doch der neue Roman ist nicht ganz typisch Dan Brown, denn diesmal wendet sich der Autor den Geheimnissen der Zukunft zu und lässt die der Vergangenheit weitgehend ruhen.

Diesmal geht es um das menschliche Bewusstsein – eine fesselnde Mischung aus Wissenschaft, Philosophie und Mysterium. Der Schauplatz für dieses Thema ist diesmal Prag, was noch die mystische Stimmung verstärkt. Die Stadt mit ihrer geheimnisvollen Geschichte, ihren alten Gebäuden und ihrer düsteren Romantik passt perfekt zu der Frage nach Bewusstsein, Tod und Transzendenz.

Schon auf den ersten hundert Seiten war ich völlig gefesselt. Brown stellt große Fragen: Gibt es einen Korridor zwischen Leben und Tod? Kann das Bewusstsein unabhängig vom Körper existieren und uns vielleicht sogar einen Blick in die Zukunft erlauben? Diese Gedankenexperimente sind ebenso faszinierend wie beunruhigend. Genau hier liegt für mich die Stärke des Romans: Man liest nicht nur eine spannende Geschichte, sondern denkt unweigerlich über das eigene Verständnis von Leben, Geist und Seele nach.

Natürlich ist auch Robert Langdon der zentrale Charakter des Thrillers: gewohnt klug, charmant und menschlich. An seiner Seite findet sich diesmal die attraktive und intelligente Katherine Solomon, eine Noetikerin (eine Wissenschaft, von der ich zuvor ehrlich gesagt noch nie gehört hatte). Sie ist eine sympathische Figur, auch wenn sie stellenweise etwas zu glatt wirkt. Mit ihr zusammen erlebt Langdon unfreiwillig lebensgefährliche, aber wirklich spannende Abenteuer in Prag und man folgt den beiden gerne bis zum Schluss.

Sehr amüsant fand ich außerdem die Figur des Lektors Jonas Faukman, der leider nur eine Nebenrolle spielt. Als er entführt wird, versucht er sich zu retten, indem er das Verhalten der Helden aus den Thrillern imitiert, die er selbst lektoriert hat – mit eher gemischtem Erfolg. Besonders komisch wird es, als er bei einem Lügendetektortest versucht, dieselben Tricks anzuwenden wie seine Romanfiguren. Manche seiner Versuche gehen herrlich schief, andere funktionieren wider Erwarten erstaunlich gut – eine wunderbar selbstironische und erfrischende Figur.

Ab der Mitte des Romans werden einige Charaktere allerdings erstaunlich eindimensional und handeln teilweise unglaubwürdig. Das verstärkt sich gegen Ende noch und wirkt insgesamt nicht ganz ausgearbeitet.

Das Ende hat mich nicht enttäuscht, aber im Rückblick bleibt es etwas blass. Nach all den spannenden Theorien und offenen Fragen hätte ich mir eine mutigere, tiefere Auflösung gewünscht.

Trotzdem: Die fast 900 Seiten habe ich mit echter Begeisterung gelesen. Immer wieder habe ich Begriffe recherchiert, mir Zitate und Gedanken notiert und bin in die faszinierenden Themen eingetaucht, die Brown aufgreift. Man erfährt viel, wird bestens unterhalten und denkt noch lange über manches nach, wenn das Buch längst zugeklappt ist.

Fazit: Diesmal wagt sich Dan Brown an ein Thema, das wenig mit Kunstgeschichte, dafür umso mehr mit unserer Zukunft zu tun hat – das menschliche Bewusstsein. Der Roman ist philosophischer, erzählerisch einfacher gestrickt und endet etwas blass. Doch trotz kleiner Schwächen bleibt er ein echter Pageturner für alle, die Wissenschaft, Mystik und Spannung gleichermaßen lieben.

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